
Was wurde nicht schon alles darüber geredet, diskutiert, geschrieben: „Sex in der Ehe„. Geht das, gibt es das überhaupt, ist das nicht ein Widerspruch in sich? Während die Süddeutsche Zeitung sich in diesem Artikel zum Liebesleben der Ehepartner einigermaßen sicher ist, dass kein oder zumindest wenig Sex in der Ehe eher ein gutes Zeichen sein dürfte (weniger Sex = mehr Sicherheit), steht Freundin den Ehepartnern mit Rat und Tat zur Seite, zieht ihnen die Kuscheldecke vom Ehebett herunter und verspricht dadurch: „guter Sex trotz Ehe„. An dieser Stelle wollen wir dem geneigten Leser eine historische Hilfestellung nicht vorenthalten. Es ist die quasi das deutsche Kamasutra aus dem Jahr 1958, das in der Anzeige beworben wird. In Halbleinen gebunden verspricht das Buch „Unter vier Augen“ den frustrierten oder schlicht unerfahrenen Ehepaaren Wissen über die „heikelsten Dinge“, über die man „bisher vergebens Aufklärung suchte“. Und zwar mit Bildern und Tabellen! Ein Buch, das in die Hand jedes reifen Menschen gehört. Möglicherweise war die Anzeige 1958 noch anstößig – heute verbreitet sie einen keuschen Charme, der schon fast unschuldig wirkt.